so (f)liegt man. Schön
war
es und bequem, sich so ins gemachte Nest zu setzen. Günter Ludwig,
Mitinhaber der gemeinnützigen GmbH Luftsportzentrum
Thüringen Crawinkel, hatte
es sich als Lebensziel gestellt, für die Flugsportler in
Thüringen
beste Bedingungen zu schaffen. In den Gründerjahren nach der Wende
gelang es ihm, ein vergleichsweise riesiges Gelände für den
Flugplatz
zu pachten. Schleppstrecken in allen Windrichtungen bis 1300m inmitten
einer malerischen Landschaft findet man nicht so häufig. Vom
Versuch,
eine eigenständige Flugschule aufzubauen, blieb bald nur noch die
Koch-Winde übrig, der Flugplatz, und eben Günter. Der
saß
von morgens bis abends auf der Winde und schleppte gegen geringes
Entgeld
Gleitschirme und Drachen. Günters Rührigkeit zu verdanken,
entstand
bald eine Rollbahn für UL, Motorflugzeuge und Segler, die GmbH
bekam
durch Beitritt einiger Motorflieger breitere Schultern, eine prima
Fliegerkneipe
entstand aus den Containern einer Sparkasse, daneben ein großes
Zelt
für die Fluggeräte. Stromanschluss und Wasser folgten. Und
die
Drachen- und Gleitschirmflieger? Günter saß nach wie vor auf
der Winde und schleppte. Allerdings
ständig mehr in Anspruch genommen durch den anwachsenden
Flugbetrieb
und dessen Organisation. Ein Vorhaben entpuppte sich als Dauerbrenner:
die Zulassung des Flugplatzes nach §6 LuftVG. Von Günters
Hauptkampflinie
gab es immer interessante Zwischenberichte. Waren es zuerst Umwelt- und
Luftfahrtbehörden, mit denen er sich auf unterschiedlichen Ebenen
Gefechte lieferte, ging es in der letzten Zeit sehr ins Detail beim
Abschluß
rechtsgültiger Pachtverträge mit weit über 100
Grundstückseignern,
oftmals Erbengemeinschaften, die erst einmal ausfindig gemacht werden
mußten.
Mitunter witterten sie das große Geld oder es gab Probleme mit
Uralthypotheken
in Goldmark.
Und daneben der Schleppbetrieb? Endlich war abzusehen, dass die Flugsportler sich um mehr kümmern müssen als nur ums Fliegen. Mit der wachsenden Zahl der Handys und Funkgeräte, die an Günters Winde hingen, wurden die Pausen zwischen den Schlepps länger, weil immer öfter seine Managerqualitäten gefragt waren oder Flugleiterdienste.
Einen Verein gründen und
den
Schleppbetrieb selber organisieren!? Günter war sofort begeistert
von meiner Idee, dass sie auch gleich die "Massen" ergriff, konnte man
keinesfalls behaupten. Mittags eintrudeln, Schirm ausrollen, ans Seil
hängen,
hochzerren lassen, 10 Märker berappen für den Spaß und
tschüß – irgendwie klappte es ja noch und war sooo bequem.
Endlich
fanden doch 7 Flieger einen Konsens und gründeten den
Luftsportverein
Crawinkel e.V. Das ist jetzt 2 Jahre her, hat es sich gelohnt? Erst
einmal
standen teambildende Maßnahmen an, also im folgenden
Frühjahr
ein "Anfliegen" in Slovenien. Das wurde gleich ein Highlight, ebenso
wie
spätere Vereinsausflüge nach Kärnten und in die
Dolomiten.
Die Vereinsaktivitäten in Crawinkel liefen zäher an. Der
erste
Windenfahrerschein kam erst im zweiten Vereinsjahr. Ein Drachenpilot
erwarb
die UL-Lizenz und hat schon die Schleppberechtigung im Visier, ein
weiterer
Gleitschirmpilot hat das gleiche Ziel. Also gibt es in diesem Jahr die
ersten UL-Schlepps im Verein. Wenngleich noch nicht im Schleppbetrieb,
so doch bei der Wartung von Winde und Rückholer konnten wir
Günter
spürbar entlasten. Nicht nur die Wandzeitungen mit den Bildern von
den Ausflügen in die Alpen fanden Beachtung, viele andere
Aktivitäten
führten dazu, dass das Interesse der Freiflieger am Verein
ständig
wächst. Und so wächst auch allmählich die Zahl seiner
Mitglieder.
Auch der Flugplatz wächst,
nicht so sehr in die Breite, als in die Höhe - und in der
Qualität.
Auf der Kneipe thront jetzt ein Tower der Flugleitung. Günters
Zähigkeit
und organisatorisches Geschick führten nach 7 Jahren endlich zum
langersehnten
Erfolg: Am 14. Dezember 2000 erfolgte die Abnahme nach §6 und nun,
da der Flugplatz langfristig sicher ist, kann man den Bau einer
massiven
Flugzeughalle ins Auge fassen. Damit soll noch in diesem Jahr begonnen
werden.
Vor unserer diesjährigen
Vollversammlung
trafen wir uns zum Rettungsgerätewurftraining. Dann schmiedeten
wir
Pläne für die kommende Saison. In Crawinkel wollen wir mehr
denn
je bewegen. Der Schleppbetrieb bekommt den Vereinsstempel und soll in
hohem
Maße verlässlich durchgeführt werden. Sorgenkind ist
unser
Hangfluggelände. Wegen hohen Baumwuchses muss die nun zu eng
gewordene
Schneise verbreitert und verlängert werden. Da gibt es die
einschlägigen
Probleme mit Umweltschutz, Forstverwaltung, Eigentümer,... Unser
neugewählter
2. Vorsitzender Olaf Gensen wird sich darum bemühen.
Es ist abzusehen, daß der
Flugbetrieb mit Seglern, UL und Motorflugzeugen zukünftig zunehmen
wird. Das gute Einvernehmen zwischen allen Fliegern soll auch weiterhin
gepflegt werden, um die guten Bedingungen in Crawinkel optimal zu
nutzen.
Das bedeutet mehr als nur gegenseitige Rücksichtnahme, wir wollen
die Zukunft gemeinsam planen. Warum nicht deshalb auch Segel- und
Motorflieger
in den Verein aufnehmen? Ernsthafte Überlegungen hierzu gibt es
bereits.
Wozu am Boden getrennt aufmarschieren, wo uns doch der Luftraum eint?