Der LSV Crawinkel befindet
sich auf Sternfahrt nach Rijavci. Während sich
Uwe, Uli und Peter auf ausgetretenen Pfaden über A8 und A9 durch endlose Staus
quälen, nehmen Konrad und Olga eine Route über Regensburg. Während Rainer
danach trachtet, den italienischen Carabinieri zu entgehen (Route über
Ljubljana), stürzt sich ihnen Alois mutig entgegen und steht am Brenner
auch nur wieder im Stau. Der späte Abend sieht uns aber alle friedlich
vereint bei Danilo. Es gibt warme Suppe und ziemlich kalte Zimmer, in die wir
uns friedlich teilen. Fraktionsbildend wirken hierbei
Familienbande und vergleichbare Schnarchcharakteristika.
Sonntag
Der erste Tag ist traditionsgemäß der beste Flugtag unserer Anfliegen. Es sieht
auch heute wieder ganz danach aus. Die Sonne lacht uns mit vollen Backen an. Die Berge
der Jülischen Alpen glänzen greifbar nahe, die
Adria glitzert dazu, Martin glaubt, das Matterhorn zu sehen (wir nennen es mal
Martinshorn). Diese phantastische Sicht werden wir noch die ganze Woche haben,
das wissen wir aber nicht, also genießen wir sie erst einmal ganz ausgiebig. Dann wird doch aufgebaut und der Trainer muß etwas zur Eile
ermuntern. Wir haben leichten Nordwind, die sich bildenden Cumuli
werden nach vorn driften, bald den Startplatz abschatten und die Startbedingungen verschlechtern.
Natürlich kommt es wieder so, dass Konrad als Letzter mit viel Glück gerade noch eine
Startphase erwischt. Kurz danach macht jedoch sein Gurtzeug „ratsch!“ und
der untere Reißverschluß des Gurtzeuges klafft offen.
Ziemlich bitter für den Trainer, bei der guten Thermik schon wieder
landen zu müssen, um der drohenden Unterkühlung wichtiger Organe vorzubeugen.
Der für den nächsten Tag vorhergesagte Durchzug einer Front deutet sich durch Cirren an, welche die Thermik etwas dämpfen. Das hindert
Uli aber nicht daran, zum Plesa zu fliegen und bei
Pizzeria Anja zu landen. Uwe landet auch außen, wartet stundenlang auf
Rückholung und entgeht dadurch wie Uli der Löhnung der Landeplatzgebühr
(5€!) beim Landeplatz-Sheriff. Alle anderen Piloten genießen die Thermik
nach der Winterpause und dümpeln nach Herzenslust herum.
Uwe will den
Wandertag für die Tolminka-Schlucht nutzen und
begeistert dafür die Massen. Lediglich die Trainer-Familie verbleibt am
Standort. Olga hat sich stark erkältet und Prinzessin Elvira will vom Papi
beschäftigt werden.
Erstmals in
ihrem 2jährigen Erdendasein übersteht Sarah einen ganzen Tag ohne Mittagschlaf.
Zum Dank lässt sie sich erst durch die Tolminka-Schlucht
tragen und dann noch hoch auf die Burg auf Kobylin glav, Ziel der zweiten Etappe der Wanderung. Daß der Kinderwagen meist auch nur getragen werden kann, stört
sie dabei nicht sonderlich. Uli sammelt Steine für den Hausbau in Tromsdorf. Am Nachmittag bessert sich das Wetter, man hätte
fliegen können, aber nicht vom Kobala. Dort liegt der
Schnee noch meterhoch.
Heute ist Streckenflugwetter
der feineren Sorte. Jeder will der Erste sein am Plesa.
Rainer startet früh und macht sich gleich auf die Socken. Der Trainer startet
wieder als Letzter und muß die anderen zunächst etwas
motivieren, auf Strecke zu gehen. Uwe ist dagegen ziemlich resistent und folgt ihm nicht zur
ersten Talquerung. Erst als Uwe auf sagenhafte 2000m
über Grund aufgedreht hat, traut er sich den kleinen Hüpfer zu. Als Konrad
schon vom Plesa zurück fliegt, kommt Uwe ihm am Nanos entgegen, rechts und links eskortiert von Gideon und
Peter. Weil es heute so gut trägt und sich der abendliche Westwind zurück hält,
wird der Rücksprung zum Lijak gewagt. Rainer schafft
es als Erster, Konrad kommt 20 Minuten später an, er hatte am Nanos eine schlechte Spur erwischt, musste umkehren und
Höhe nachtanken. So haben wir mit Rainer PP nicht nur einen neuen Plesa-Piloten,
sondern gleich zwei Plesa-Piloten mit Rückkehr PPR.
Mittwoch
Petrus gönnt uns eine kleine Verschnaufpause, will uns aber in Übung halten. So spendiert er zur Morgensonne auch feine Cirren, die auf drohende Wetterverschlechterung hinweisen. Wir bauen flott auf, um noch fliegen zu können. Neben uns eine ganze Truppe britischer Drachenpiloten, der Aufbauplatz ist ziemlich stark frequentiert. Nacheinander starten wir, derweil die Unterseite der Wolken eher dunkel- als hellgrau scheint. Dafür sind die Steigwerte beeindruckend Uli:“Die Wolken saugen wie die Sau!“ Der Trainer stellt sich eine saugende Sau vor, als selbst Steilkreise nicht geeignet erscheinen, um die Höhe zu vernichten, wirft dann in großer Höhe den Bremsschirm und landet auf zwei Beinen. Kaum berührt er den Boden, als eine heftige Boe dem kurz nach ihm anfliegenden britischen Geschwader eine vernichtende Niederlage bereitet. Die dicke Halskrause eines britischen Piloten zeugt am nächsten Tag leider davon, dass nicht nur Alu-Rohre verbogen wurden. Uli schont seinen Bremsschirm und pflügt dafür mit den Beinen den Acker, um nicht eine Hauswand am Platzrand zu durchbohren.
Donnerstag
Olga hat ihre
Erkältung überwunden und will fliegen. Bekannter Mängel in der Koordinierung
ihres Startvorganges wegen empfiehlt der Trainer den Kovk
als Flugberg. Dort gibt es einen Naturstart, da tut nicht so weh bei
einem evtl. Fehlstart. Es bläst recht gut auf dem Kovk,
ohne Starthelfer geht es nicht ab. Selbst unserem starken Gideon müssen wir
beispringen bevor er als Erster los sprintet. Am benachbarten Plesa herrscht heute viel Verkehr, jeder will um seine
Antenne kreisen. Der Trainer fliegt jedoch zunächst in die entgegengesetzte
Richtung los. Gemeinsam mit Gideon soll der Sprung gegen den lebhaften Westwind
zum Lijak geschafft werden. Kein großes Problem, so
scheint es zunächst, als kurz nach dem Abflug noch einmal kräftig Höhe getankt
werden kann. Aus 2000m kann man sogar vom Kovk auf
den Kuceli herunter schauen. Aber dann geht es
gnadenlos abwärts und nur langsam vorwärts. Konrads Geheimtip
– eine Geländekante, weit draußen und fast schon im Flachen -
bleibt die letzte Hoffnung und rettet dann doch aus knapper Höhe. Gideon landet
müde geflogen am Lijak und erstaunt den
Landeplatz-Sheriff mit seiner Leistung. Konrad fliegt wieder zurück zum Kovk, dann zum Plesa und macht
endlich das Dreieck zum Kovk ganz zu. Weniger
glücklich, weil mit Aua verbunden, verläuft seine Landung an der Pizzeria Anja. Ein
Steuerbügel wird verbogen und des Trainers Schienbein verbeult.
Freitag
Kaum erstaunt sind wir, dass das Wetter wieder gut wird, nachdem sich die zunächst deckende Wolkenschicht auflöst. Es gibt als krönenden Abschluß unseres Aufenthaltes eine leckere Mischung aus Dynamik und Thermik. Es geht überall an der Kante nach oben, an manchen Stellen besonders heftig, aber kaum bockig. Konrad ist ohne Drachen unterwegs und dadurch eher unten als die Freunde, Gelegenheit für Landefotos. Olga ist happy wegen ihres ersten langen Fluges der Elvira-Epoche.
Am Nachmittag
bekommt Elvira ein dickes Bonbon – wir fahren zum Gestüt nach Lipica. Die weißen Pferde dort lassen sich gern streicheln,
sind aber ansonsten ziemlich träge. Viele tragen ja auch wirklich schwer an den
Fohlen in ihren dicken Bäuchen.
Lustiger ist es
bei Danilo in der Pension, wo Elvira auf echtem Lipizzaner und Araber reiten
darf und beide Pferde mit dicken Möhren verwöhnen.
Es geht wieder
heim. Martin pflückt sich wie gewohnt noch etwas für seinen Garten. Gestartet bei
Sonnenschein kommen wir in Deutschland in den Dauerregen.
Konrad